Beginn des Handballsport in Egelsbach im Frühjahr 1923

Auf Wanderschaft zu den Auswärtsspielen

 

Der Handball in Egelsbach  hat begonnen im Frühjahr 1923, als junge Turner aus der Turngemeinde 1865 - einem Vorläufer der späteren Sportgemeinschaft Egelsbach 1874 e.V. (SGE) -ihre Freude am Handballspiel entdeckten, das in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg populär geworden war. Zu den ersten Egelsbacher Ballwerfern zählten: Philipp Thomin, Jakob Knöß, Karl Schlapp, Johannes Seng, Georg Sulzmann, Hermann Sulzmann, Johannes Löbig, Martin Rüster, Otto Brahm, Fritz Werkmann, Wilhelm Hofmann, Heinrich Knöß, Philipp Werkmann, Christian Wurm, Heinrich Anthes, Heinrich Becker und Otto Kühn.

Spielpremiere war am 28. Juni 1923 in Langen beim Turnverein Vorwärts. Sie endete mit einer deftigen 0:9-Niederlage für Egelsbach. Bis zum ersten Sieg verging noch eine Weile. Aber so genau weiß das heute niemand mehr. Im Jahr 1923 standen andere Ereignisse als der Sport im Vordergrund: Südwest- und Westdeutschland wurden als Folge des Ersten Weltkrieges besetzt. Die Besatzungsgrenze verlief schräg durch den Ostteil der Gemeinde Egelsbach. Frankfurt und Darmstadt blieben unerreichbar. Auf der Main-Neckar-Bahn ging nichts mehr. Die Chaussee war gesperrt. 1923 war zudem auch noch das Jahr der Inflation, die sich deutlich auf den monatlichen Vereinsbeitrag auswirkte. Betrug dieser zu Beginn des Jahres 1923 noch 50 Reichsmark, waren es am Jahresende 200 Milliarden RM.

Den Egelsbacher Handballern stand in jener Zeit noch nicht mal mehr ein Sportplatz zur Verfügung. Jedes Spiel musste auswärts ausgetragen werden. Mangels Fahrrädern und anderer Verkehrsmittel wurde jeder Spieltag auch zu einem Wandertag. Aus heutiger Sicht ein kaum mehr vorstellbarer Einsatz. Eine Begebenheit, die sich auf dem Höhepunkt der Inflation zugetragen hatte, sollte man nicht vergessen. Der damalige Viehhändler Moses Reiß hatte einen uralten überdimensionalen Nussbaum zu fällen. Zum Fällen und Zerkleinern hatte er einen Arbeitspreis von 11 Billionen Mark veranschlagt. Die in der Zwischenzeit auf 16 Mann angewachsenen Handballer waren bereit, diese Arbeit zu übernehmen, um sich von dem Erlös eine ordentliche Sportbekleidung kaufen zu können. Die 11 Billionen waren nach getaner Arbeit verdient, aber über Nacht zum Leidwesen aller nur noch 11 Reichsmark wert. Der Traum von neuen Trikots war damit aus, wenn nicht der Vereinswirt des Gasthauses ,,Zur Krone", Ludwig Best, mit einer großzügigen Spende weitergeholfen hätte. Er ermöglichte die Anschaffung von einheitlichen Trikots mit grünen Hemden und weißen Hosen, die bis heute noch die Vereinsfarben sind.

Von den Kreis- und Gauverbänden wurde damals viel verlangt. Eine Fachgruppe ,,Handball" gab es in zwei großen Sportverbänden: im Süd-deutschen Fußballverband und in der Deutschen Turnerschaft. Hinzu kam der den älteren Turnern noch bekannte Frankfurter Verband für Turnsport, dem aber keine allzu lange Lebensdauer beschieden war.

In dieser schwierigen Situation verhielten sich die Nachbarvereine in der Besatzungszone solidarisch und vereinbarten eine sogenannte Privatrunde. Dabei kam es auch zu einer Begegnung zwischen den beiden Traditionsvereinen der Egelsbacher Sportgemeinschaft der Turngemeinde und dem 1. Fußballclub 03. Um diese Zeit wurde ja auch im Fußballverein Handball gespielt, bis der immer stärker werdende Fußball den jungen Handballsport wieder verdrängt hatte. Beim 1. FC 03 spielte sogar eine Damenmannschaft Handball. In Erinnerung geblieben ist die Begegnung mit der Frankfurter Eintracht, die die Frankfurterinnen mit 1:0 gewannen.

 

Erfolgreiche Damen, meisterliche Herren
Es dauerte bis zum 10. November 1945, bis bei der Gründung der SGE der Handballsport in Egelsbach wieder zugelassen wurde. Auch Egelsbacher Frauen spielten ab 1946 wieder Handball und bildeten eine ausgesprochen talentierte Damenmannschaft. Schade, daß ihr größter Erfolg gleichzeitig auch ihr Ende bedeutete: Nach der Erringung des Kreismeistertitels im Jahre 1950 gegen Darmstadt 98 löste sich die Mannschaft wieder auf. Der erste größere Erfolg bei den Männern war der Turniersieg beim eigenen Jubiläumsturnier anläßlich des 25jährigen Bestehens am 28. August 1948. Im Jahre 1953 wurden die Männer Meister in der A-Klasse, schafften aber nicht den Aufstieg. Die höhere Klasse, die Bezirksklasse, erreichten sie erst 1960. Es folgten wechselhafte Zeiten. Ausgerechnet im 50. Jahr des Bestehens mußte die Mannschaft in der Großfeldrunde den bitteren Weg in die B-Klasse antreten. Doch schon ein Jahr später, als die Sportgemeinschaft Egelsbach ihren hundertsten Geburtstag feierte, schaffte die Erste souverän den Wiederaufstieg. Der schnelle Erfolg war vor allem auf die gute Arbeit des neu verpflichteten Trainers Rudolf Bernhard aus Reinheim, auf die sportliche Einstellung der Mannschaft und nicht zuletzt auf das gute Zusammenwirken von Trainer, Mannschaft und Vorstand zurückzuführen. 1977 nahm die zweite Mannschaft bei der Feldrunde teil und wurde Meister im Handballbezirk Darmstadt. Die großartige Leistung wurde belohnt mit der Auszeichnung "Mannschaft des Jahres". 

Vom Feld in die Halle 
Der Handballsport hatte sich in jenen Jahren immer mehr vom Feld in die Halle verlagert. Bis 1960 wurde in Egelsbach nur Feldhandball gespielt, danach nur noch im Sommer sowohl auf Groß- und später auch auf Kleinfeld, während es im Winter in die Halle ging. Die letzte Großfeldrunde wurde 1978 ausgetragen. Die erste Mannschaft startete in der Kreisliga, die zweite Mannschaft spielte in der Kreisklasse Darmstadt-Dieburg. Trotz der Schwierigkeiten eine geeignete Turnhalle zu finden, gelang der Ersten 1975 der Sprung in die A-Klasse. Kurze Zeit später wurde die Dr.-Horst-Schmidt-Halle eingeweiht, wo ab da an regelmäßig trainiert werden konnte.

Handball ist wieder in
Nachdem die Abteilung das gute Alter von 50 Jahren überschritten hatte, ging es bei den Egelsbacher Handballern stetig bergauf. In den SGE-Nachrichten hieß es denn auch: "Handball ist wieder in". Ausschlaggebend für diese Einschätzung waren die gute Vorstands- und die vorbildliche Jugendarbeit sowie die hervorragende Koordination untereinander. Der sich zunehmend einstellende sportliche Erfolg insbesondere bei den Jugendmannschaften und die Berufung einzelner Jugendspieler in die Auswahlmannschaften trugen ebenfalls zum Renommee der Handballabteilung bei. Während es in den sechziger Jahren lediglich eine Herrenmannschaft und höchstens zwei Jugendteams gab, nahmen bereits von 1975 an, zwei bis drei Männermannschaften und fünf Jugendmannschaften am Spielbetrieb teil. Der ersten Mannschaft gelang der Aufstieg in die Kreisliga, die zweite erreichte nach großen Leistungsschwankungen am Ende noch Platz vier in der B-Klasse Darmstadt. Die neuformierte dritte Herrenmannschaft schlug sich ebenfalls recht tapfer und belegte nach Abschluß der Runde einen guten Mittelplatz in der D-Klasse. Maßgebliche Impulse gingen von den neuen Möglichkeiten in der Egelsbacher Sporthalle aus. Da die Heimspiele nun nicht mehr auswärts ausgetragen werden mußten, kamen auch wieder mehr Fans, was sich nicht nur bei den Anfeuerungsrufen positiv bemerkbar machte, sondern auch in der Vereinskasse. Von den drei Hallenteams spielte die erste Mannschaft in der Bezirksklasse II, die zweite in der A-Klasse und die dritte in der B-Klasse. Diese Klassen wurden in den folgenden Jahren gehalten. In der Hallenrunde 1981/82 wurde die zweite Mannschaft jedoch wegen Nichterfüllung des Schiedrichtersolls gestrichen. Sie stand von vornherein als Absteiger fest und spielte außer Konkurrenz.

Mannschaft des Jahres 1983Erfolgreichste Saison. 
Trotzdem war die Saison 1981/82 für die Handballabteilung die erfolgreichste in der bisherigen Vereinsgeschichte. Beide Mannschaften errangen den begehrten Meistertitel und stiegen in die nächsthöhere Klasse auf. Die erste Mannschaft wurde Meister in der Kreisklasse Darmstadt-West, die dritte, die als zweite Mannschaft an den Start ging, Meister in der B-Klasse Darmstadt.

Wieder Damenhandball in Egelsbach
Im Jahre 1978 wurde der Grundstein für den späteren Damenhandball in Egelsbach gelegt. Damals übernahmen die beiden Jugendtrainer Dieter Eisenbach und Wolfgang Becker eine Handball-Neigungsgruppe der Ernst-Reuter-Schule und setzten die Arbeit mit etwa 15 Mädchen im Alter von zehn bis 17 Jahren fort. Ein Teil von ihnen bildete 1979 eine weibliche A-Jugend, die am Spielbetrieb in der Kleinfeldrunde und danach an der Hallenrunde teilnahm. Später konnte allerdings nur noch eine B-Jugend aufgestellt werden. Im Frühjahr 1982 begann dann aber der Aufbau einer Damenmannschaft mit Trainer Holger Schumann. In der Sommerrunde dieses Jahres wurden zunächst praktische Erfahrungen gesammelt, um schließlich in der Saison 1982/83 an der Hallenrunde teilzunehmen. Damit kämpfte erstmals nach 1946 wieder eine Egelsbacher Handball-Damenmannschaft um Sieg und Punkte. Nach dem ersten Sieg im sechsten Spiel war der Jubel groß. Jetzt sollte es aufwärts gehen - und das tat es auch. Zum Abschluß der Saison belegten die Egelsbacherinnen den siebten Tabellenplatz.