Niedergang und Wiederbelebung

Wie so oft folgen auf goldene Zeiten Jahre der Dürre. Gegen Ende der fünfziger Jahre verringerte sich der Personalbestandes des Zuges dramatisch und erreichte 1961 den absoluten Tiefpunkt mit gerade noch 11 Aktiven. Sogar in dieser äußerst schwachen Besetzung bot der Minispielmannszug exzellente Leistungen, wie der Bericht von einem Freundschaftstreffen in Pfungstadt belegt, wo das Spiel der Egelsbacher mit viel Applaus bedacht wurde. Tiefpunkte und Talsohlen haben oft aber auch ihre guten Seiten. Wie schon weiter oben erwähnt, bahnte sich in dieser Zeit ein Umbruch an, der die totale Abkehr vom traditionellen Spiel der Trommeln, Fanfaren und Flöten bedeutete, wenn auch oft gegen erbitterten Widerstand der eingeschworenen Anhänger der herkömmlichen Spielmannsmusik. In Egelsbach wurden schon 1960/61 Trompeten angeschafft, die zur Unterstützung der Fanfaren dienen sollten, - der Grundstock zum Musikzug war gelegt. In der Folgezeit wurde der Klangkörper durch Flügelhörner, Tenorhörner und einen Baß angereichert. Den "Ton" gaben weiterhin Trommeln, Flöten und Fanfaren an, aber die Attraktivität des Zuges stieg nicht nur in musikalischer Sicht. Intensivierte Jugendarbeit und die Rückkehr einiger "Ehemaliger" taten ihr Übriges zur sich anbahnenden Wiederbelebung. Die Ausbilder der damaligen Zeit können stolz auf ihre geleistete Arbeit sein, denn die Umstellung mußte aus eigener Kraft bewerkstelligt werden. Viele Orchester in der Umgebung konnten sich in dieser Zeit den Rat und die Unterstützung von Berufsmusikern sichern und auch leisten, in Egelsbach hatte man dieses Glück leider nicht. In der Folgezeit pflegte man mit den Musikerkollegen des TV Langen relativ enge Beziehungen zum Wohle beider Gruppen, gemeinsame Unternehmungen und Auftritte und natürlich gegenseitige Aushilfe bei "Personalengpässen" waren die positive Folge dieser Zusammenarbeit. Zum 90jährigen Jubiläum des Egelsbacher Sports 1964 traten beide Züge in einem gemeinsamen Konzert auf, dies war die erste Veranstaltung dieser Art, bei der die Bevölkerung feststellen konnte, daß nur durch die instrumentale Erweiterung die Darbietung konzertanter Musik ermöglicht wurde, der einfachen Spielmannsmusik war dieser Weg verschlossen. Zwei Jahre später zu seinem eigenen 90jährigen Gründungsfest wagten es die SGE-Musiker, zum ersten Mal auf sich allein gestellt ein Konzert zu veranstalten. Im Programm fand man neben traditionellen Märschen und Walzern auch Potpourris und aktuelle Schlager. Daß der eingeschlagene Weg wieder nach oben führte, bewies auch die positive Resonanz in der Bevölkerung. Noch immer prägten Elemente der überlieferten Spielmannsmusik aber auch ein Bläserblock das Erscheinungsbild der Musikabteilung. Dies sollte sich aber bald ändern. Zehn Jahre später, 1974 zum hundertjährigen Jubiläum des V ereinssports in Egelsbach wurde auch nach optisch deutlich, daß sich bei den Turnermusikern eine grundlegende Wandlung vollzogen hatte: die gefällige blau-graue Kombination auf weißem Hemd mit roter Krawatte war an die Stelle des traditionellen Weiß der Turnerspielleute getreten aus dem Spielmannszug war ein Musikzug entstanden.